Lesenswerte Artikel 
aus dem Bereich der Medizin



Erforschung von Wunder-Heilungen lässt auf sich warten

Die oft plötzliche Gesundung anscheinend unheilbar kranker Patienten ist nach Ansicht des Osnabrücker Mediziners Winfried Hardinghaus noch zu wenig erforscht.

„Alle interessiert nur die Frage, warum sie krank wurden“, sagte Hardinghaus in einen dpa-Gespräch. „Deshalb wissen wir auch oft nicht, ob bei überraschenden Heilungen naturwissenschaftliche Vorgänge eine Rolle gespielt haben oder ob andere Kräfte maßgeblich waren – spirituelle oder religiöse.“

Bis heute sei beispielsweise ungeklärt, warum die Chemotherapie bei bestimmten Krebspatienten anschlage, in gleich gelagerten Fällen aber nicht. Die Schulmedizin nehme so genannte Wunder nicht hinreichend zur Kenntnis, findet Hardinghaus. „Dabei würde ihr kein Zacken aus der Krone fallen, wenn sie angesichts vieler unerklärlicher Heilungsfälle anerkennen würde, wie wichtig die ganzheitliche Betrachtung von Kranken ist“, versicherte der Ärztliche Leiter des Krankenhausverbundes St. Georgsstift.

Internist Hardinghaus hat selbst einige mutmaßliche Wunder von Lourdes medizinisch überprüft. Mehr als 6500 Menschen haben seines Wissens öffentlich bekannt, in Lourdes geheilt worden zu sein. „Bei über 2000 von ihnen haben Wissenschaftler keine Erklärung gefunden. In annähernd 70 Fällen hat die katholische Kirche nach langer und intensiver Prüfung die Echtheit der Heilung als Wunder anerkannt.“

Hardinghaus und seinem Team war 1997 für ein von ihnen entwickeltes Modell zur humanen Sterbebegleitung der Innovationspreis „Medizin und Gesundheit“ zuerkannt worden.

Schwäbische Zeitung, 18. Juni 2001